American Football: Die Minden Wolves deklassieren Gastgeber Brilon Lumberjacks und gewinnen zum dritten Mal in Folge zu Null
Wow! Das ist mal ein Statement. Die Minden Wolves haben in ihrem ersten Auswärtsspiel der Saison ein echtes Ausrufezeichen gesetzt und kehren am Sonntagabend mit einem unglaublichen 60:0 (21:0, 15:0, 21:0, 3:0)-Triumph von den Brilon Lumberjacks zurück. Nach zwei Spielen der American Football-Verbandsliga ist der Aufsteiger weiter ungeschlagen und weist einen Score von sagenhaften 94:0 auf! Dabei hält die Defense zum dritten Mal in Folge die Null. Im Football wahrlich keine Alltäglichkeit.
Die Sparte der DJK Dom Minden schreibt weiter an ihrer unglaublichen Erfolgsgeschichte, hat seit dem Start noch nicht einmal verloren. „Das soll nach Möglichkeit auch so bleiben“, hofft Sportdirektor Volker Krusche mit Blick auf den kommenden Samstag, wenn um 15 Uhr mit den Herne Black Barons das einzige Team im Weserstadion vorstellig wird, das den Wolves beim 3:3-Unentschieden im vergangenen Jahr einen Punkt hat abknöpfen können. „Wenn wir weiter nur auf uns schauen, konzentriert und mit der richtigen Einstellung in das Spiel gehen, bin ich fest davon überzeugt, dass wir unser Punktekonto aufstocken werden.“
Ein 34:0 gegen den selbsternannten Aufstiegsaspiranten aus Lippstadt und nun der Kantersieg in Brilon lassen zwar allerorten bereits Hoffnungen reifen, „wir sind aber noch viel zu früh in der Saison, um davon etwas ableiten zu können. Es geht immer nur um das nächste Spiel, den nächsten Gegner. Machen wir unsere Hausaufgaben und setzen sie um, wird es jedes Team schwer gegen uns haben. Es liegt in erster Linie an uns selbst, was am Ende herausspringt.“
Mit genau dieser Einstellung ist man auch ins Sauerland aufgebrochen. „Jedes Spiel muss erst einmal gespielt werden“, betont Headcoach Phil Gamble. Ihm soll diesmal eine besondere Rolle zukommen, denn als Runningback gelingen dem Amerikaner insgesamt vier Touchdowns. Ein weiterer Matchwinner ist Kicker und Punter Tobias Pauls, der sich nicht einen einzigen Fehlschuss leistet, sieben Extrapunkte und weitere drei Fieldgoals zum Kantersieg beisteuert.
Allerdings will Krusche bei aller Freude den Sieg nicht zu hoch hängen. „Die Lumberjacks sind uns nicht nur deutlich unterlegen, sie waren auch personell geschwächt.“ Und er hat sogar anerkennende Worte für die Sauerländer parat. „Wenn ein Team so deutlich zurückliegt, spricht es für seinen Charakter, dass es bis zum Schlusspfiff kämpft und trotz aller Enttäuschung jederzeit fair bleibt.“
Allerdings hat auch das Wolfsrudel damit zu kämpfen, dass der eine oder andere Akteur fehlt. Wie zum Beispiel Cory Gardiner. Der Australier hat sich unmittelbar nach dem Heimsieg gegen die Eagles einer Blinddarmoperation unterziehen müssen und muss noch pausieren.
Angesichts der Überlegenheit fällt es zudem nicht weiter ins Gewicht, dass mit Leon Blase und Kai Schröter zwei Korsettstangen der Defensive-Line schon im ersten Viertel ausfallen. Die Abwehr steht trotzdem und erlaubt den wacker kämpfenden Brilonern nicht einmal ein paar Ehrenpunkte. „Die Defense will wieder zu Null spielen“, so Phil Gamble – was ihr nun schon zum dritten Mal hinter einander gelingt. Unter anderem durch Blocken eines gegnerischen Fieldgoalversuchs.
Gleich im ersten Angriff liegt die Führung der Wolves in der Luft, doch Kolby Crittenden kann einen Pass in der Endzone beim Fangen nicht kontrollieren. Besser macht es Headcoach Gamble, der sich im dritten Versuch, bei dem noch zwei Yards zu gehen sind, das Ei schnappt und es in die 45 Yards entfernte Endzone trägt. Nach einer gegnerischen Interception bringt Frederic Hempelmann das Leder bis in die
Redzone, wird aber kurz vor der Goalline gestoppt. Den anschließenden Pass von Quarterback Mattis Willuhn fängt Crittenden und markiert das 13:0, das Tobias Pauls auf 14:0 aufstockt. Er ist es auch, der seine Offensive mit einem gefangenen Pass, nach einem Fumble durch Hempelmann und Heinz-Dirk Watzlawik, bis kurz vor die Endzone bringt, wo Willuhn Sven Philipp Niermeier bedient und der den Touchdown Nummer drei im ersten Viertel erzielt.
Angesichts des klaren Spielstandes geht die Konzentration nun auf Seiten der Wölfe im zweiten Viertel etwas verloren, was an der deutlichen Überlegenheit aber nichts ändert. Obwohl Headcoach Gamble mit der Vorstellung bis zur Pause nicht unbedingt zufrieden ist („Wir dürfen es uns nicht leisten, dass wir zufrieden sind, mit dem was wir erreicht haben, sondern wir müssen bis zum Ende fokussiert bleiben“), stocken die Minden Wolves durch einen Puntreturn, den Gamble über 50 Yards in die Briloner Endzone befördert, den Extrapunkt von Pauls, einen Safety (2 Punkte) durch Lukas Hellmich und zwei Fieldgoals (je drei Punkte) durch Tobi Pauls auf 36:0 auf.
Die in der Pause angesprochene Konzentration bekommen die Holzfäller (Lumberjacks) nach Wiederanpfiff zu spüren, als Phil Gamble seine Touchdowns drei und vier gelingen, die Defense in Person von Pascal Kattner einen Ball abfängt und in die Endzone bringt und Pauls die Extrapunkte weiter sicher zwischen die Torstangen setzt. So heißt es vor dem letzten Viertel 57:0 für den überlegenen Gast.
In dem ist die Luft dann endgültig raus. Bei tropischen Temperaturen ist Brilon bemüht, das Ergebnis nicht noch weiter ausufern zu lassen. Bei den Wolves wird indes längst viel probiert, bekommen auch jene Spieler die Chance sich zu beweisen, die sonst weniger Einsatzzeit haben. In den letzten Sekunden der Partie kann Tobias Pauls mit seinem dritten Fieldgoal dann zumindest die Forderung von Trainer Gamble „Ich will die 60 sehen!“ erfüllen.
„Am Samstag erwartet uns in Minden ein anderes Kaliber“, blickt Gambles Blick nach Spielschluss und einem Generallob an seine Truppe sofort wieder nach vorne.
Bericht: Volker Krusche
Fotos: DJK Dom Minden