American Football: Die Minden Wolves kassieren beim 20:48 gegen Krefeld erstmals eine Niederlage in einem Meisterschaftsspiel
Sie wussten genau, bei wem sie die Gründe für ihre erste Niederlage in einem Meisterschaftsspiel zu suchen hatten. Bei sich selbst. Denn ein wahres Fehler-Festival, ausgerechnet im bislang wichtigsten Spiel der noch jungen Historie, war ausschlaggebend dafür, dass die Minden Wolves vor geschätzt rund 2.800 Zuschauern im Weserstadion dem bislang ebenfalls verlustpunktfreien Krefeld Ravens deutlich mit 20:48 (7:7, 6:20, 7:7, 0:14) unterlagen. Im Kampf um die Meisterschaft könnte dadurch schon eine Vorentscheidung gefallen sein.
„Davon wollen wir natürlich nichts wissen. Es gibt immerhin noch ein Rückspiel in Krefeld. Vier Touchdowns Unterschied sind aber schon ein Brett“, stirbt für Headcoach Phil Gamble die Hoffnung zuletzt. Zumal sich sein Team am Samstag selbst schlug und gar nicht zeigen konnte, dass man sich als ebenbürtiger Gegner sieht. „Das wollen wir auf jeden Fall im August zeigen.“
Gamble war nach Spielschluss sehr aufgebracht und machte das im Abschluss-Hudl auch deutlich. „Wir haben nicht verloren, weil Krefeld so viel besser war, sondern weil wir ihnen die entscheidenden Szenen immer selbst auf dem Tablett serviert haben.“
Gemeint waren vor allen Dingen die vielen Missverständnisse, die sich von Minute ein bis hin ins letzte Viertel wie ein roter Faden durchzogen. Erstes Opfer seiner Leistung war Quarterback Conor Tait, den Phil Gamble nach wenigen Minuten vom Feld nahm und selbst auf die Position des Ballverteilers ging. Nach vergebenen ersten Drives auf beiden Seiten (Jannik Sundermeier fing dabei eine Krefelder Interception) kamen die Ravens nach einem Tait-Fumble in Ballbesitz, scheitern aber mit einem Fieldgoal. Die Führung der Gäste, die sich eigens für das Spiel personell noch verstärkten (u.a. mit dem ehemaligen NFL-Spieler Cody Galea), ließ aber nicht lange auf sich warten. Tait versuchte es mit einem langen Pass, der vom späteren Game-MVP der Ravens, Jason Oshodin, der zu Europas bestem U19-Cornerback gekürt worden war, abgefangen und bis in die Endzone getragen wurde. Phil Gamble hatte genug gesehen, nahm seinem Quarterback vom Feld und sorgte selbst im nächsten Drive dafür, dass die American Footballer der DJK Dom zum Ausgleich kamen. Ein langer Pass auf den pfeilschnellen Willie Fedd jr. der seinen Gegenspielern auf und davon lief, brachte die schnelle Antwort.
Spätestens ab dem nächsten Viertel wurde aber ein anderes Problem auf Seiten der Hausherren deutlich: die Snaps vom Center kamen nicht plaziert. In der Folge rollten sie entweder gleich über den Boden oder aber, wie im zweiten Viertel, flogen kreuz und quer durch die Gegend. Ein solcher war bei einem Punt so hoch angesetzt, dass er über Joel Bernhardt flog, der gerade noch einen Safety (2 Punkte) verhindern konnte. Allerdings kamen die Ravens an der Ein-Yard-Linie in Ballbesitz (Turnover in downs) und ließen sich nicht zweimal bitten. Der überragende Gamemaker Akiva Wedge, der zu keiner Zeit des Spiels in seinen Aktionen zu stoppen war, trug das Ei wie erwartet ins gelobte Land.
Den Minden Wolves gelang es aber noch einmal, den neuerlichen Rückstand zu kontern, als Mike Davis den Ball zunächst weit nach vorn trug und anschließend nach einem angedeuteten Lauf der Pass zu Aymen Tlili kam, dem sein erster Touchdown für die Hausherren gelang. Allerdings wurde der Extrapunkt (PAT) verpasst, nachdem der Ball abgefälscht wurde.
Nach dem 13:14 wurde die Fehlerquote – gerade der Offense – immer größer, so dass Krefeld nach dem nächsten Geschenk der Wölfe endgültig davonzog. Runningback Sven-Philipp Niermeier ließ sich den Ball herausschlagen und D-Liner Isaiah Ward trug ihn postwendenden bis in die Endzone. Ärgerlich, denn alle drei gegnerischen Touchdowns hatte man somit durch eigenes Verschulden verursacht.
Nach einem gelungenen Punt bis an die Vier-Yard-Linie der Krefelder sorgten die Ravens trotz Bedrängnis mit einem Trickspielzug, wie man sich aus einer solchen Situation befreit. Wedge fand Moussa Keita und der lief über das ganze Feld und sorgte für die deutliche Pausenführung (27:13).
Wer nun glaubte, dass die Wolves im zweiten Abschnitt die entsprechenden Antworten geben würden, der sah sich leider getäuscht. Es waren weiter die Gäste, die den Ton angaben. Auch durch eine immer größer werdende Fehlerquote bei den Snaps. „Wenn am Ende höchstens jeder zweite Snap ankommt, ist es logisch, dass kein vernünftiger Spielaufbau zustande kommen kann“, nannte Sportdirektor Volker Krusche den Hauptgrund, warum man auf eine Wende zum Guten vergeblich wartete. „Es waren einfach zu viele Fehler in unserem Spiel“, bestätigte auch Headcoach Gamble. Ehe sich die Wolves versahen, landete der nächste Ball in der eigenen Endzone, diesmal erneut hineingetragen durch Wedge. 13:34!
Zwar verkürzte Willie Fedd jr. in der Folge nach seinem Endzonenbesuch inklusive des PAT (Tobias Pauls) auf 20:34, danach aber ging gar nichts mehr bei den Hausherren, bei denen noch nie so viele Snaps danebengingen. Krefeld wurde nun überhaupt nicht mehr gefordert und kam so im letzten Viertel noch zu einem Safety und zwei Touchdowns (ohne gelungenen PAT). Jubel auf der einen, völlige Niedergeschlagenheit auf der anderen Seite.
„Kopf hoch, Männer“, wollte Sportdirektor Volker Krusche seine Jungs aufrichten. „Wir haben jetzt zum ersten Mal verloren. Und das ausgerechnet in einem so wichtigen Spiel, das vielleicht entscheidend im Titelkampf ist. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, die Krefeld in der letzten Saison machen musste. Und sie haben daraus gelernt. Das gleiche müssen wir jetzt auch tun. Es gibt keinerlei Grund, nun an uns, an unserem Projekt zu zweifeln. Zumal die Fans trotz des Ergebnisses überragend hinter uns standen. Niederlagen passieren, damit muss man umgehen und stark aus ihnen zurückkommen. Das ist Sport – und das erwarte ich auch von unseren Jungs!“
Die beste Möglichkeit, dass zu zeigen, ist gleich am kommenden Samstag, wenn die Minden Wolves die Oberliga-Hinrunde bei den Münster Mammuts abschließen werden. KickOff ist um 16 Uhr.