American Football: Die Minden Wolves deklassieren Regionalliga-Vizemeister Bielefeld Bulldogs im Test mit 21:0

„Bei diesem Wetter wäre ich froh gewesen, wenn 250 Zuschauer gekommen wären.“ Doch so kann man sich täuschen. Immer wieder heftige Regenschauer, Temperaturen, die einen Nachmittag auf der Coach wahrscheinlicher gemacht hätten, und Windböen, die dem Ganzen noch die Krone aufsetzten – die Voraussetzungen für einen „Family-Day“ im Weserstadion hätten schlechter nicht sein können. Doch Sportdirektor Volker Krusche lag mit seiner Hoffnung völlig daneben, denn fast 1.000 Zuschauer trotzten den äußeren Gegebenheiten und stärkten den Minden Wolves bei ihrem sportlichen Einstand in 2023 den Rücken.

Und sie wurden für ihr Kommen entschädigt, denn die American Footballer der DJK Dom Minden knüpften dort an, wo sie im Vorjahr aufgehört hatten: an ihrer Dominanz. Der hatte selbst der letztjährige Regionalliga-Vize Bielefeld Bulldogs, der nur hauchdünn die Aufstiegsrunde zur GFL2 verpasst hatte, nichts entgegenzusetzen. Nach vier unterhaltsamen Vierteln siegte der heimische Oberliga-Aufsteiger mit 21:0 (0:0, 14:0, 0:0, 7:0) und gab gegenüber der künftigen Konkurrenz ein echtes Statement ab!

„Nein, damit hatte ich nicht gerechnet. Natürlich hofft man, dass es beim ersten Test gut läuft. Aber ein Team, von dem wir zuletzt mehrere Klassen getrennt waren, so klar zu schlagen und dabei mit einer einmal mehr bärenstarken Defense zu dominieren, nein, davon war beileibe nicht auszugehen. Es wäre sicherlich auch vermessen gewesen“, so der Sportdirektor der Wölfe.

Und auch Headcoach Phil Gamble schlug in die gleiche Kerbe. „Das war ein guter Anfang. Gerade unsere Defense hat gezeigt, dass auf sie auch in der Saison Verlass sein sollte. Offensiv gilt es noch an einige Dinge, an denen wir arbeiten müssen. Ebenso im Bereich der Specialteams. Aber wir haben ja auch noch etwas Zeit.“ Für Gamble war es ein besonderes Duell. „Bielefeld war meine erste Station, als ich auf den Staaten nach Deutschland kam. Da kennt man natürlich noch viele Leute. Zudem wohne und arbeite ich ja auch in Bielefeld.“

Beide Seiten traten mit großem Raster an. Nach kurzem Abtasten wurde im ersten Viertel schnell klar, dass die Bulldogs gegen die bärenstarke Mindener Defense kaum ein adäquates Mittel fanden, um sich der gegnerischen Redzone, geschweige denn der Goalline zu nähern. Läufe der Runningbacks wurden im Keim erstickt, Pässe auf die Wide Receiver wurden zu einem gefundenen Fressen des Wolfsrudels. Neuzugang Kenneth Patten jr. und Leif Weiß sorgten jeweils gleich zweimal für Interceptions, als sie den Ball anfangen konnten.

Minden war in der Defensive hellwach und sorgte damit auch für Sicherheit in der Offense. Die zeigte schon gut Ansätze, hat aber, wie es HC Gamble feststellte, „noch Luft nach oben.“

Gegen Ende es ersten Viertels kam ein langer Pass von Quarterback Conor Tait bei Neuzugang Aymen Tlili an, der erst kurz vor der Goalline gestoppt werden konnte. Die Fortsetzung des Spielzugs folgte im zweiten Quarter. Und besser kann man nicht in ein Viertel starten. Tait passte das „Ei“ auf Zugang Rayshan Fletcher, der den Ball in der Endzone sicher fing, sich das schönste Geburtstagsgeschenk selbst bereitete und nicht nur seine ersten Punkte für die Wolves, sondern auch die ersten in diesem Spiel auf das neue riesige Scoreboard im Stadion brachte. Tobias Pauls als Zuverlässigkeit in Personen erhöhte per Extrapunkt auf 7:0.

Das Viertel brachte aber weiteren Jubel auf der Tribüne, denn der zweiten Interception von Kenneth Patten jr. ließ der amerikanische Neuzugang den zweiten

Mindener Touchdown folgen, als er den Ball mit einem „Pick six“ in die Endzone trug. Pauls erhöhte anschließend auf 14:0.

Nach der Pause versuchte Bielefeld zwar den Bock noch mal umzustoßen, war aber in den Händen der Wolves-Defense weiter sehr gut aufgehoben und geriet stattdessen sogar noch klarer in Rückstand. Gegen Ende des dritten Viertels kam ein Tait-Pass auf Eric Wichmann, der nach langer Zeit mal wieder die Schuhe schnürte, an, der die Endzone nur knapp verpasste. Auch hier fand die Fortsetzung des Mindener Angriffs im nächsten Viertel statt. Tait passte auf Tight End Marcel Wiegmann, der mit seinem Touchdown die nächsten sechs Punkte aufs Board brachte. Pauls sorgte dann für die 21:0-Endstand, weil es den Gästen nicht gelang, ihren einzigen Besuch in der Redzone mit einem Touchdown abzuschließen. Die Wolves-Defense blieb Herr der Lage. Auch der anschließende Fieldgoal-Versuch scheiterte, weil der glitschige Ball zu kurz getreten war.

Die Bulldogs waren einfach zu harmlos, als dass sie gegen den Oberliga-Aufsteiger Chancen zum Punkten bekamen. Und so war der Erfolg der Minden Wolves, die sich nach Spielschluss wie üblich mit ihren Fans abklatschten, auch in der Höhe verdient.

Die nächste Prüfung für die heimischen Footballer dürfte aber deutlich schwieriger werden, wenn der letztjährige Erstligist Düsseldorf Panther am 15. April zum Merkur-Bowl im Weserstadion gastiert.

Da wird richtig zugepackt: Cornerback Christopher Bannert lässt den ballführenden Bielefelder nicht zur Entfaltung kommen.
Foto: DJK Dom Minden

Zach Cavanaugh (QB Berlin Adler)
Gerit Meister
Carsten Bode
Zach Cavanaugh (QB Berlin Adler)
Gerit Meister