American Football: Die Minden Wolves verlangen den Düsseldorf Panther beim 14:21 im Merkur-Bowl alles ab
Irgendwann musste es ja passieren, denn die Serie, die die Minden Wolves seit ihrer Gründung hingelegt hatten, wirkte schon fast gespenstig. Selbst höherklassige Teams, wie zuletzt Regionalliga-Vizemeister Bielefeld Bulldogs (21:0), wurden von den American Footballern der DJK Dom Minden „verspeist“. Nun aber hat es das Wolfsrudel erwischt. Gegen den letztjährigen Erstligisten Düsseldorf Panther schlugen sich die Schützlinge von Headcoach Phil Gamble äußerst achtbar, unterlagen am Ende aber knapp mit 14:21 (0:0, 14:7, 0:14, 0:0), durften sich als klarer Außenseiter angesichts der starken Vorstellung aber wie ein Sieger fühlen.
Das empfanden auch die rund 1.400 Zuschauer, die trotz Kälte und Regen, der erst kurz vor Spielbeginn aufhörte, ins Weserstadion strömten, so. Auch Gäste-Headcoach Wolfgang Best zollte dem klassentieferen Gegner Respekt: „Es hat sich bestätigt, was wir analysiert haben: Minden ist eine richtig starke Truppe!“ Das unterstrich zudem Erik Kempkes, der als einer der Düsseldorf Team-Captains den wunderschönen Merkur-Bowl von Nils Rullkötter, Senior-Manager der Firma Gauselmann, in Empfang nehmen durfte: „Minden hat uns alles abverlangt, verfügt über ein Superteam!“
„Im vergangenen Jahr trennten unser Wolfsrudel und die Panther vier Klassen. Das darf man nicht vergessen. Ich denke, wir haben die Düsseldorfer gerade im zweiten Viertel kräftig ins Schwitzen gebracht“, zog Wolves-Sportdirektor Volker Krusche ein positives Fazit.
Überschattet wurde die Partie von einer schweren Knieverletzung des erst im März nach Minden gekommenen US-Amerikaners Ray’Shan Fletcher, der als Wide Receiver im letzten Viertel erst von drei Gegenspielern bei seinem Lauf gestoppt werden konnte und dabei so unglücklich stürzte, dass er nach einer mehrminütigen Behandlung mit dem RTW ins Mindener Klinikum eingeliefert wurde, wo er am Abend noch operiert wurde. Bevor die Saison beginnt, ist sie für Fletcher bereits vorbei. Bitter!
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gastgeber ihren Spielfluss allerdings schon verloren, was auch an der einen oder anderen schwer nachvollziehbaren Entscheidung der Referees lag. „Wir müssen lernen, uns dadurch nicht aus dem Konzept bringen zu lassen“, resümierte der letztjährige MVP der Wolves, Sebastian Schneider. Die schwere Verletzung Fletchers war dann aber der endgültige Stimmungskiller bei den Hausherren, die nur noch das Wohlbefinden ihres Mitspielers im Kopf hatten.
Im ersten Viertel behaupteten sich auf beiden Seiten die Defensiv-Reihen. In der Offensive hatten beide Teams noch Luft nach oben. Das änderte sich aber im zweiten Quarter. Vor allem bei den Schützlingen von Phil Gamble, der aufgrund einer Mandelentzündung als Spieler passen musste. Ein 20-Yard-Pass von Quarterback Conor Tait fand Neuzugang Willie Fedd jr. in der Düsseldorfer Endzone: Touchdown! Tobias Pauls erhöhte mit seinem Extrapunkt auf 7:0.
Mitte des zweiten Viertels nahm Willie Fedd jr. einen Punt der Panther auf und returnierte ihn mit einem Lauf über 55 Yard zum direkten Touchdown. Pauls erwies sich als gewohnt sicher und ließ die Fans beim 14:0 die Augen reiben. Fast hätten die Wolves sogar noch weiter aufgestockt, als sie erneut die Düsseldorfer Redzone „besuchten“. Bei einem Tait-Pass gelang den Gästen gegen Ray’Shan Fletcher unweit der Goalline ein Turnover mit einem Fumble.
Bitter für die Mindener, die wahrscheinlich mit einem unglaublichen 21:0 in die Pause gegangen wären. So aber überbrückten die Panther das Feld schnell und verkürzten nach ihrem ersten Touchdown durch David Crawford und einem PAT von Yannic Schorn 45 Sekunden vor dem Pausenpfiff auf 7:14.
Und dieses Erfolgserlebnis brachte den Favoriten zurück in die Spur. Mit Beginn des dritten Durchgangs merkte man den Düsseldorfern an, dass sie den Bock umstoßen und sich von einem klassentieferen Gegner nicht in die Knie zwingen lassen wollten. Aber erneut halfen die Wolves bei der Aufholjagd der Panther kräftig mit. Düsseldorf spielte einen vierten Versuch aus, musste vier Yard überbrücken. Doch gleich mehrere Mindener liefen ins Offside: fünf Yard Strafe und First Down für den Gast, statt des Wechsels des Ballbesitzes. Düsseldorf ließ sich nicht zweimal bitten und glich durch Quarterback Bernd Berges und Yannic Schorn zum 14:14 aus.
Zwei Touchdowns, die hätten verhindert werden können.
Und auch der siegbringende dritte Endzonenbesuch der Panther hätte vermieden werden können. Allerdings spielten die Refs aus Sicht der Wolves dabei eine wichtige Rolle, denn zumindest mit einer von zwei aufeinanderfolgenden persönlichen Strafen, die Düsseldorf jeweils 15 Yards Raumgewinn bescherten und sie kurz vor die Endzone brachten, fand nicht die Zustimmung der Mindener. Und so kam es, wie es kommen musste: Einen langen Ball fing Florian Ferizi kurz vor der Auslinie und sorgte für das 20:14, dem Schorn den 21:14-Endstand folgen ließ.
Im letzten Viertel tat sich nicht mehr viel, so dass der erstmalig ausgetragene Merkur-Bowl an den Rhein ging. Die Hausherren hingegen durften hocherhobenen Hauptes den Rasen verlassen und mit der Generalprobe für den Saisonstart am Samstag in Aachen zufrieden sein. Das aber war für die Wolves-Familie zweitrangig, denn ihre Gedanken waren nur bei Ray’Shan Fletcher.