American Football: Minden Wolves besiegen die Münster Phoenix im „Pink Ribbon Game“ mit 45:40

Lag es an der Tatsache, dass die Bielefeld Bulldogs überraschend bei den Assindia Cardinals in Essen beim 24:35 ihre erste Niederlage der Saison kassiert hatten und die Luft etwas raus war oder waren es offenkundige Probleme in der Defense, die dafür sorgten, dass die Minden Wolves in der American Football-Regionalliga West in ihrem letzten Heimspiel gegen die Münster Phoenix mehr Mühe als gedacht hatten? Am Ende durfte man jedenfalls durchatmen, denn die Punkte blieben beim umkämpften 45:40 (13:0, 12:14, 8:7, 12:19) an der Weser.

Mit dem Sieg zog das Wolfsrudel nach Punkten mit den Bulldogen gleich, weist sogar den besseren Gesamtscore auf, bleibt aber aufgrund des im Hinspiel verlorenen direkten Duells auf Platz zwei. Fakt ist – und das wäre sogar bei einer Niederlage der Gamble-Truppe gegen ein stark aufspielendes Team aus Münster so gewesen: Wer beim Showdown am Samstag, 6. September im Stadion Rußheide in Bielefeld (Kickoff: 18 Uhr) gewinnt, sichert sich die Meisterschaft in der Regionalliga West und qualifiziert sich für die Play-Off-Partien gegen Nordmeister Hannover Grizzlies.

Neben dem Erfolg gegen Münster gab es noch einen weiteren positiven Effekt  der Partie, denn für die Hausherren, die in pinken Jerseys und Stutzen spielten, stand einmal mehr das „Pink Ribbon-Game“ an, bei dem man – gemeinsam mit Partner BKK Melitta hmr – für den Kampf gegen den Brustkrebs sensibilisieren wollte. Und auch aus diesem Grund fanden rund 1.700 zum Teil mit pinken Shirts, Caps, Schweißbändern, Hosen oder Schleifen gekleidete Zuschauer den Weg ins Weserstadion.

Und sie erlebten neben der Präsentation des neuen Wolves-Songs durch Countrysänger Ray Pasnen in der Halbzeitpause eine interessante Partie, in der das Momentum mehrfach wechselte.

Zunächst waren es die Hausherren, die den Ton angaben und das erste Viertel dominierten. Eine Ballübergabe auf den wiedergenesenen Runningback René Lange sorgte im ersten Mindener Drive gleich für den ersten Endzonenbesuch. Und wenig später landete ein Pass von Quarterback „Zack“ Cavanaugh beim schnellen Brasilianer Bernardo Horevitch, der seinen ersten von vier Touchdowns erzielte. Diesmal passte auch der PAT von Tobias Pauls, so dass bei einem 13:0 für Minden nicht nur die Fans ein gutes Gefühl hatten.

Doch spätestens ab dem zweiten Viertel offenbarten sich beim Aufsteiger offensichtliche Probleme in der Defense. Insbesondere über links kamen die Gäste in der Folgezeit immer wieder zu erfolgreichen Läufen und Aktionen. Auch, weil bei den Wolves zu zögerlich agiert wurde, man zu spät war oder das Tackling nicht konsequent genug angesetzt hatte. Neben dem seinen Körper sehr gut einsetzenden Jannik Helms fand Münsters Quarterback auch in Fullback Luca Beck oder Raphael Aland Anspielstationen, die für mächtig Unruhe beim Favoriten sorgten.

Dachte man, dass Münsters erster Touchdown durch Helms nur Ergebniskosmetik war, so schauten die Wolves doch ziemlich sparsam aus der Wäsche, als der Gast mit seinem zweiten Endzonenbesuch die Partie zum 14:13 drehte.

Nur gut, dass auf Bernardo Horevitch Verlass war. Der ließ mit einem tollen Lauf einen Gegner nach dem anderen aussteigen und überquerte die Goalline in unnachahmlicher Manier. Auch wenn die Two-Point-Conversion wie häufiger an diesem Tag nicht den gewünschten Erfolg brachte, wechselte das Momentum nun wieder in Richtung Wolves. Kenneth Patten jr. fing einen Münsteraner Pass und wurde nach der Interception erst an der Sieben-Yard-Marke zu Fall gebracht. Die kurze Distanz überwand anschließend René Lange und erhöhte auf 25:14. Mit dieser Führung gingen die Hausherren in die Pause, weil ein Fieldgoalversuch der Gäste zu kurz geriet.

Die zweite Hälfte begann gut für die Minden Wolves, denn Luke Mazurovic gelang eine Interception, die Jordon McKenzie mit zwei kurzen Täuschungen bei seinem Lauf durch die Mitte mit dem 31:14 veredelte. Jamil Saidani packte mit der einzig gelungenen Two-Point-Conversion noch zwei Punkte drauf.

Die Richtung für den weiteren Verlauf der Partie war damit aber nicht vorgegeben. Auch, weil sich die „Wölfe“ zu viele Flaggen einhandelten (insgesamt für 160 Yards). Und so wechselte das Momentum erneut. Wie Slalomstangen ließ Raphael Aland seine Gegenspieler stehen, so dass es „nur“ mit einem 21:33 in das letzte Viertel ging.

In dem offenbarten die Hausherren immer mehr Schwächen über die linke Angriffsseite der Gäste, so dass der Gegner wie Phoenix aus der Asche aufstieg und mit zwei Touchdowns innerhalb kürzester Zeit die Partie nach dem 19-Punkte-Rückstand zum 34:33 kippte. Doch im letzten Heimspiel der Saison war auf die Pässe von QB Cavanaugh ebenso Verlass, wie auf Mindens Brasilianer. Der brachte zum dritten Mal den Ball in die Endzone und sein Team beim 39:34 wieder in Führung. Die Wolves versuchten die Two-Point-Conversion, um sieben Punkte zwischen sich und den Gegner zu packen, doch Münster war auf der Hut und wusste dies zu verhindern.

Dann aber leistete sich Phoenix-Quarterback Bennet Varro seine dritte Interception. Diesmal fing RayShon Fletcher den Ball ab und brachte sein Team wieder mit der Offense aufs Feld. Doch zunächst rutschte Bernardo Horevitch der Ball nach langem Pass unglücklich durch die Finger. Im nächsten Versuch brachte der 30-Jährige den Ball aber unter Kontrolle und sorgte mit dem 45:34 für die Vorentscheidung.

Münster gab sich dennoch nicht auf, verkürzte 40 Sekunden vor Schluss auf 40:45, vergab aber die Chance per Two-Point-Conversion auf drei Punkte – und damit einem Fieldgoal – zu verkürzen. Der folgende Onside-Kick, mit dem der Gast hoffte, noch mal in Ballbesitz zu kommen, wurde von Routinier Mike Davis sicher gefangen. Per Victory-Formation verstrichen die letzten Sekunden. Der Heimsieg war eingefahren.

„Ich bin mit unserer Leistung in der Offense sehr zufrieden“, bilanzierte Headcoach Phil Gamble. „Allerdings haben wir in der Defensive diesmal große Schwächen offenbart. An denen müssen wir bis zum Showdown in Bielefeld noch intensiv arbeiten.“

 

Foto: Florian Berge