American Football: Beim Saisonabschluss der Minden Wolves gibt es mit Ali Omar noch einen weiteren „Most Valuable Player“
Sie erhoben sich von ihren Stühlen, applaudierten und jubelten ihm zu. Dabei war seine Auszeichnung nicht einmal der Höhepunkt des Saisonabschluss-Events der American Footballer der Minden Wolves. Aber es war ein emotionaler Moment, der noch einmal die Erinnerungen an die zurückliegenden mehr als zwei Jahre wach werden ließ. Und der Award, den Sportdirektor Volker Krusche übergab, sollte nicht der einzige sein, den der Receiver an diesem Abend erhalten würde.
Es war der 15. April 2023, ein Samstag. Das Wetter stimmte, die Leistung des Wolfsrudels im Test gegen die Düsseldorf Panther, die immerhin zwei Klassen über den Wolves spielten, ebenfalls. Es war die Premiere des Merkur-Bowls, der 2026 übrigens eine Neuauflage im Weserstadion erfahren wird. 14:0 führte der krasse Außenseiter, ehe die Rheinländer den Spieß noch zum 21:14 umdrehten. Was aber sehr viel mehr schmerzte als die Niederlage, war der Verlust des gerade erst aus den USA gekommenen RayShon Fletcher, der sich bei einer Attacke durch drei Düsseldorfer so unglücklich am Knie verletzte, dass er sich in der Folgezeit 16 Operationen, darunter eine Nerventransplantation, unterziehen musste, ehe er im Mai 2024 wieder in seine Heimat zurückkehrte.
Die Minden Wolves hatten ihn nicht gleich nach der Verletzung in die USA zurückgeschickt, sondern schützend die Hand über ihn gehalten. Die Kosten für Operationen und Reha in den Vereinigten Staaten hätten sein gesamtes weiteres Leben geprägt. „Wir sichern unsere Imports aber ab. Und entsprechend erhielt er in Deutschland auch die beste Behandlung“, so Krusche. Niemand bei den „Wölfen“ dachte daran, dass Fletcher jemals wieder Football spielen könnte. „Ich wäre schon zufrieden gewesen, wenn er wieder problemlos würde laufen können“, erinnert sich Mannschaftsarzt Ulrich Grünwald.
Aber Ray Fletcher belehrte alle eines Besseren. Im Frühjahr postete er ein Schreiben seiner Ärzte in den USA, die ihm bescheinigten, dass er wieder Kontaktsport betreiben könne. In Minden war man dennoch skeptisch. Doch Fletcher kehrte zu jenem Verein zurück, dem er so viel verdankt. „Doc“ Grünwald stellte ihn auf den Kopf und zu seiner Überraschung fest, „dass wir Ray grünes Licht für eine sportliche Rückkehr geben können.“
Von daher war es nicht verwunderlich, dass der Receiver den „Comeback-Award 2025“ erhielt. Und all seine Mitspieler standen, feierten ihn. Das sollte sich 30 Minuten später noch steigern.
Zur Erinnerung: Im letzten Meisterschaftsspiel der Regionalliga lagen die Minden Wolves eine Minute vor Spielende bei den punktgleichen Bielefeld Bulldogs mit 23:26 hinten. Ein Versuch, der vierte, trennte die „Wölfe“ noch vom Aus. Doch der Pass von Quarterback „Zack“ Cavanaugh fand Ray Fletcher in der Endzone. Der griff zu, riss das Ei an sich – Touchdown zum 29:26 für die Minden Wolves. Und wenig später die Meisterschaft. Fletcher war der gefeierte Held.
Und über welche Qualitäten er verfügt, zeigte sein Touchdown im PlayOff-Rückspiel gegen die Hannover Grizzlies, als er einen Ball spektakulär hinter dem Kopf fing. Wahnsinn.
Entsprechend begeistert waren alle Anwesenden, als RayShon Fletcher am Ende der Ehrungszeremonie einen weiteren Award erhielt, den des „MVP“, des wertvollsten Spielers der Saison.
Den musste er sich diesmal allerdings teilen. „Wir haben Historisches geschafft. Und nach einer solchen Saison darf man auch etwas Außergewöhnliches tun“, hob Mindens Sportdirektor hervor. Und so würdigte der auch die Leistungen eines verdienten Offensive-Liners, der seit dem ersten Tag bei den Wolves ist und in all
den Jahren zu einem Garanten des Erfolgs heranwuchs. Zudem entwickelte er sich zu einem der Publikumslieblinge schlechthin. Und so zeichneten die Minden Wolves auch Ali Omar als MVP aus.
Daneben wurden weitere Awards verteilt, u.a. für den Player of the Year in den drei Mannschaftsteilen. Offense-Player 2025 wurde René Lange, in der Defense sicherte sich Kevin Neal den Titel, während Tobias Paul als zuverlässiger Kicker und Punter als bester Spieler der Specialteams ausgezeichnet wurde.
Dass der Meistertitel und der Aufstieg in die GFL2 auch eng mit einem Mann, der als Spieler und Coach agierte, verbunden ist, zeigte der Jubel der Spieler, als Zachary „Zack“ Cavanaugh als „Coach of the Year“ geehrt wurde.
Der erstmals verliehene „Phil Gamble-Award“ ging in der Offense an Mindens Glücksgriff aus Brasilien, Bernardo Horevitch, sowie in der Defense am „Mr. Zuverlässig“ Frederic „Freddy“ Hempelmann.
Außerdem wurden verliehen:
Wolfrudel-Award: Carina Siemes (Teamzone)
Team-Award: Christopher Bannert
Most improved Offensive-Player: Sven-Philipp Niermeier
Most improved Defensive-Player: Jonny Muster
Wolves-Award: Julia Fromlowitz und Guliano Schunke
Offensive-Rookie: Linus Modeß
Defensive-Rookie: Julius Stemmler
Foto: Florian Berge




